Viel zu zäh verrinnt die Zeit
Ist eingehüllt in ein gar graues Kleid
Die Stunden wirken fahl und ausgebleicht
Ein jeder Tag dem andern gleicht

Wo ist des Frühlings Frische hin
Vorbei der lieblich, leichte Lebenssinn
Vom Baum weht es das letzte Blatt
Das den letzten Schimmer Farbe aufgetragen hat

Die Menschen vor mir auf den Wegen
Wie sie lethargisch von der Kälte in die warmen Stuben streben
Sind in schwere schwarze Schichten eingekleidet
Die sie kaum von ihren Schatten unterscheidet

Der Teich in dem sonst so sanft die Wellen wogen
Ruht still mit einer Eisschicht überzogen
Der Fisch der sonst so eifrig seine Runden dreht
Nun eingefroren auf der Stelle schwebt

Auch meinen Worten fehlt die Kraft
Sie tanzen traurig und ganz sacht
Ihr Sinn ist abgestumpft und karg
Und ihr Rhythmus wirkt erstarrt

Sodann der erste Schnee vom Himmel fällt
der die Welt in watteweiches Schweigen hüllt
die weiße Flockenschar deckt die braune, kalte Erde zu
Und ich wünscht ich käm jetzt endlich auch zur Ruh

Doch eine letzte Schwalbe sitzt am Ast und singt ein Lied
Während ihr Schwarm längst in den Süden zieht
Mir scheint sie ist für mich geblieben
Und meint: Willst du nicht mit mir fliegen?

Wie ich ihrem leisen Lockruf lausch
Reißt plötzlich über mir der Himmel auf
Und durch den grauen Wolkennebel
Strahlt die Sonne mir entgegen

Und ich spür wie fern von dieser Winterwelt
irgendwo der Sommer Einzug hält
An Stränden unter dunkelgrünen Palmenblättern
wo die Wellen rauschend gegen Klippen schmettern

Die Sehnsucht nach der Ferne hüllt mich ein
Will nicht mehr hier, sondern ganz wo anders sein
Meine Wanderlust beginnt zu flehen
Es ist an der Zeit, komm, lass uns gehen!

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